Das Mehrfamilienhaus an der Hans-Hässig-Strasse ist in Genf mit dem Schweizer Solarpreis ausgezeichnet worden. Das 60-jährige Haus war vor rund einem Jahr noch ein wahrer Energiefresser.
Seit Montag ist das genossenschaftliche Mehrfamilienhaus an der Hans-Hässig-Strasse 24/26 in Aarau ein Preisträger: In Genf wurde das Gebäude von der Solar Agentur Schweiz in der Kategorie Sanierung mit dem Schweizer Solarpreis ausgezeichnet.
Eine Energie-Auszeichnung für ein Haus, das vor 13 Monaten noch ein richtiger Energiefresser war: Durch die Fenster zog es, übers Dach ging viel Wärme verloren. Über 218 000 Kilowattstunden Gesamtenergie verbrauchte das Gebäude aus den Fünfzigerjahren und mit acht Wohnungen pro Jahr. «Im Winter wurde es kaum recht warm in den Räumen», sagt Markus Wittmer von der Genossenschaft Wogeno Aargau, der das Haus gehört.
Statt ein Element nach dem andern zu sanieren, beschloss die Genossenschaft, das Haus komplett energetisch zu sanieren, mitsamt Fenster, Dach, Gebäudehülle und Ölheizung. Heute liegt der Energieverbrauch dank starker Dämmung, Photovoltaikanlage und einer Wärmepumpe mit fünf Erdsonden bei rund 46 600 Kilowattstunden und damit 80 Prozent tiefer. Damit kann auch der CO2-Ausstoss um rund 91 Prozent von 65,5 Tonnen auf 5,4 Tonnen gesenkt werden. «Sie steuern damit einen erheblichen Teil bei, um die Voraussetzungen der 2000-Watt-Gesellschaft zu erfüllen», lobt die Jury.
Charme beibehalten
Trotz Sanierung der Gebäudehülle hat das Haus den Charme der Fünfzigerjahre behalten. «Wir wollen zeigen, dass nachträglich gedämmte Gebäude nicht wie überdimensionale ‹Michelin-Männchen› mit Knopfaugen aussehen müssen», sagt Philipp Husistein, Inhaber des Architekturbüros Husistein & Partner AG, das die Sanierung vorgenommen hat. Entsprechend subtil habe man die Details für die Sanierung entwickelt.
Die Sanierung fiel mit 1,4 Millionen nicht ganz billig aus. Dank langfristiger Rückstellungen und tieferen Nebenkosten halten sich die Mietzinserhöhungen mit 50 bis 100 Franken pro Monat aber im Rahmen. Berücksichtige man den gesteigerten Wohnkomfort, sei diese Erhöhung absolut gerechtfertigt, sagt Wittmer.
Als Pioniere fühlen sich weder Husistein noch Wittmer – trotz Auszeichnung. «Wir wenden lediglich an, was andere entwickelt haben und was routinemässig angewendet werden sollte», sagt Husistein. Ähnlich tönt es von Wittmers Seite: «Der Preis ist eine schöne Anerkennung für etwas, das für uns bereits selbstverständlich ist.»